Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2133 (06:18 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2111 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,00. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,18. EUR-CHF oszilliert bei 1,0808.

Per November stiegen Chinas Exporte im Jahresvergleich um 21,1 % (Prognose 12,0 %, Vormonat 11,4 %, stärkster Anstieg seit Februar 2018). Importe verzeichneten eine Zunahme um 4,5 % im Jahresvergleich (Prognose 6,1 %, Vormonat 4,7 %). In der Folge stellte sich der Handelsbilanzüberschuss auf 75,42 nach zuvor 58,44 Mrd. USD.

Chinas Handelsbilanzdaten dürfen als Stabilitätsindikatoren der Weltwirtschaft hinsichtlich des Verarbeitenden Gewerbes und des Konsums interpretiert werden. Die Verantwortung, die China nach der Krise 2008/2009 für die Weltwirtschaft übernommen hat und auch jetzt lebt, ist bemerkenswert. Sie ist nicht selbstlos. Das mindert ihren Wert für die Stabilisierung der Weltwirtschaft aber auf keinen Fall. Auch der Anstieg des Yuan wirkt auf die Weltwirtschaft stabilisierend.

Wo stünde die deutsche Kfz-Wirtschaft beispielsweise ohne China? Wo lägen Chinas Daten ohne den US-Handelskrieg gegen China, der keine Rechtsbasis hat? Ist den Märkten bewusst, dass die monetären und staatlichen Subventionen Chinas im Vergleich zum Westen als überschaubar eingeordnet werden müssen? Sind diese Daten nicht Ausdruck endogener Wirtschaftsstärke Chinas?

Stellt der Finanzmarkt die richtigen Fragen, um sinnstiftende Kapitalallokation vorzunehmen? Wo wird die ökonomische Zukunft der Welt durch Infrastruktur (Belt and Road), Freihandelsräume (RECEP) und vergleichsweise Haushaltssolidität gestaltet? Im Westen oder im Osten? Was bedeutet das für die Politik Europas?

Wer Realitäten ignoriert, den bestraft das Leben. Wer nicht mitmacht (Belt and Road) kann nicht mitbestimmen. Die wenigen Stimmen, die seit 2012 sich in Berlin und Brüssel für Partizipation einsetzten, wurden arrogant abgekanzelt. Merci!

Brexit: Chancen auf "No-Deal" steigen

Die Brexit-Verhandlungen haben am Wochenende keinen Durchbruch gebracht. Für heute sind weitere Gespräche auf höchster Ebene geplant.

Es gebe laut von der Leyen Fortschritte, aber auch noch bedeutende Unterschiede in drei Bereichen - den Fischerei-Rechten, Garantien für einen fairen Wettbewerb und die Streitschlichtung nach dem Ende der Übergangszeit. Ohne Klärung dieser Fragen würde es kein Abkommen geben.

Letzterer Satz ist bedeutungsvoll. Es kommt nicht darauf an, dass man in 97 % der Fragen Einigkeit hat, sondern es geht um die drei Prozent, die von maßgeblicher Bedeutung sind. Diese drei Prozent betreffen überwiegend strukturelle Themen (Aristoteles!). Hier hat sich trotz der intensiven Gespräche der letzten Tage nichts getan.

Faktisch geht es dabei darum, ob dem UK Rechte innerhalb der EU eingeräumt werden, ohne dass das UK die Pflichten, die für alle anderen EU-Mitglieder gelten, beachten muss (Themen ex-Fischerei, z.B. Rechtsmechanismen bei Nichteinhaltung). Das UK will die EU in wesentlichen Teilen zum Selbstbedienungsladen des UK machen. Stimmte die EU diesen UK-Anliegen zu, würde die EU-Führung alle anderen EU-Mitglieder faktisch diskriminieren. Das verbietet sich in der Tat.

London lässt die Muskeln spielen, so wie sie es seit 2016 machen. Laut der Zeitung "Times" würde eine Mehrheit der britischen Minister Johnson den Rücken stärken, sollte er entscheiden, dass kein Abkommen mit der EU möglich sei.

Das ist sehr wohl möglich, denn diese britische Regierung hat sich mit Lügen und Halbwahrheiten in eine Situation manövriert, die eine Selbstaufgabe der EU erforderlich machte oder eben den "No Deal", ansonsten drohte massiver Gesichtsverlust der so genannten politischen Eliten des UK, die die Politik der letzten vier Jahre zu verantworten hatten. Den Gesichtsverlust will man dort nicht.

Landwirtschaftsminister Eustice äußerte sich, das UK hätte sich akribisch auf einen No-Deal-Brexit vorbereitet und könne mit einem solchen Szenario leben.

Das klingt eher wie das laute Rufen im Walde. Diese Wort mögen selbstbewusst tönen. Sie sind zu großen Teilen jedoch inhaltsleer. Die Realität sieht laut britischen Branchenverbänden völlig anders aus.

Die Einkommen der Verantwortlichen in der Politik mögen gesichert sein. Die britischen Unternehmen und die Bürger des UK werden diese Zeche zahlen und sie zahlen sie schon (Einbruch des BIP und der Staatsfinanzen nicht nur wegen Corona).

Die britische Bevölkerung ist von Anfang an belogen worden. Das Referendum war als „non-binding“ deklariert (nicht bindend). Die Bereitschaft der britischen Bevölkerung mit diesem Lügengebilde, das sich immer weiter aufbaute, tolerant zu leben, sagt viel über das Selbstverständnis der britischen Bürger aus.

Die Bereitschaft der britischen Regierung am Ende für dieses Ziel internationale Rechtsbrüche zu erwägen, stellt die Krönung der Negation wesentlicher Werte dar und wirft die Frage auf, ob es Sinn macht, mit Ländern Verträge zu machen, die nach Gusto bereit sind, Verträge zu brechen.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Chancen des "No Deal" steigen.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Positive Daten, Deutschland und Irland stechen hervor!

Der Einkaufsmanagerindex für den Konsumsektor stieg per Berichtsmonat November von zuvor 44,9 auf 45,6 Punkte. In Irland legte das BIP per 3. Quartal um 11,1 % zu. In der Folge ergab sich im Jahresvergleich ein Anstieg um 8,1 % (!) nach zuvor -3,2 % (revidiert von -3,0 %). Die Industrieproduktion Deutschlands stieg per Oktober im Monatsvergleich um 3,2 % (Prognose 1,6 %). Der Vormonatswert wurde von 1,6 % auf 2,3 % revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 2,68 % nach zuvor -6,59 % (revidiert von -71,9 %).

USA: "Nonfarm Payrolls" enttäuschen

Die Beschäftigung außerhalb des Agrarsektors (Nonfarm Payrolls) nahm per November um 245.000 (Prognose 469.000) nach zuvor 610.000 (revidiert von 638.000) zu. Die Arbeitslosenrate U-1 sank per November von zuvor 6,0 % auf 6,7 % (Prognose 6,8 %). Die Arbeitslosenquote U-6 fiel per November von zuvor 12,1 % auf 12,0 % (tendenziell vergleichbar mit Quote der Eurozone unter Qualitätsstandards). Die Partizipationsrate ging per November von zuvor 61,7 % auf 61,5 % zurück.

Die wöchentliche Arbeitszeit verharrte per November bei 34,8 Stunden. Die durchschnittlichen Löhne nahmen im Monatsvergleich um 0,3 % (Prognose 0,1 %) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 4,4 % (Prognose 4,3 %) nach zuvor 4,4 % (revidiert von 4,5 %).

Die US-Handelsbilanz wies per Oktober ein Defizit in Höhe von 63,1 Mrd. USD (Prognose -64,8 Mrd. USD) nach zuvor -62,1 Mrd. USD (revidiert von -63,9 Mrd. USD) aus. Der Auftragseingang der US-Industrie stieg per Oktober im Monatsvergleich um 1,0 % (Prognose 0,8 %) nach zuvor 1,3 % (revidiert von 1,1 %).

Russland: Stärkster Preisanstieg seit Juli 2019 (J)

Die Verbraucherpreise legten per November im Monatsvergleich um 0,7 % (Prognose 0,6 %) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 4,4 % (Prognose 4,3 %) nach zuvor 4,0 %.

Japan: Positive Datensätze

Die Devisenreserven stellten sich per November auf 1.384,6 Mrd. USD nach zuvor 1.384,4 Mrd. USD.

Der Index der Frühindikatoren Japans stieg per Oktober um 0,5 nach zuvor 4,0 Punkten. Der Lage Index verbesserte sich um 4,9 nach zuvor 2,4 Zählern (revidiert von 1,4 Punkten).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1580 - 1.1610 negiert den positiven Bias.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

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